Sehr geehrter
Bürgermeister Hagenacker, sehr geehrte Damen
und Herren der
Verwaltung, sehr geehrte Vertreter der Presse,
verehrte Zuhörer,
Kolleginnen und Kollegen des Gemeinderates.
„Die
Welt verbessert sich durch Begeisterung
oder Schmerzen“.
Beim Thema „Weltverbesserung“ denkt wohl jeder
an die
Klimaerwärmung und was wir dagegen tun
könnten. Man mag zu Greta
Thunberg und „Fridays for Future“ stehen wie
man will, der
Klimawandel ist da, er ist messbar und
erfahrbar. Und einige Kommunen
haben schon mal den Klimanotstand ausgerufen,
um als erste mit einem
Alleinstellungsmerkmal trumpfen zu können.
Notstände sind mit
Einschränkungen verbunden, aber welche?
Unsere
Bundeskanzlerin hat noch den Titel
„Klimakanzlerin“ inne, die
emotional geführte Mediendebatte scheint nun
ihr auch diesen Titel
nehmen zu wollen. Eigentlich müsste sie nur
mal die Fakten ihrer
14-jährigen Regierungszeit auf den Tisch
legen:
Anteil der
EE an der Stromerzeugung: von 11
% in 2005 auf nun 44 % in 2019. Ganz nebenbei
wurde 2019 von einer
CO2-Minderung
berichtet.
Ausstieg
aus Kernkraft: schadet zwar dem
Klima, aber beruhigt die grünen Ideologen.
Andererseits haben
Energiewirtschaft und Politik weltweit es in
40 Jahren nicht
geschafft, Endlager für den nuklearen Abfall
einzurichten.
Ausstiegskonzept
Kohleverstromung: beschlossen in
2019. Dass aber hochmoderne und effiziente
Kohlekraftwerke wie in
Dattel oder Karlsruhe in Frage gestellt
werden, nur weil Kohle als
Stromlieferant komplett verteufelt wird,
gehört wieder mal zur
deutschen Gründlichkeit unter Abschaltung des
Verstandes. Rd. 100
Baumbewohner im Hambacher Forst – diesmal sind
es keine seltenen
Käfer- bestimmen die Stromversorgung der
restlichen 80 Mio
Deutschen.
Wir Deutschen
sind ein Prozent der Weltbevölkerung und
tragen zwei Prozent zum
CO2-Ausstoß
bei. Glaubt man manchem Klimaaktivisten oder
den Medien, so sind wir
neben den Chinesen (28%) und Amerikanern (15%)
die
Hauptverantwortlichen der Klimaänderung. Wie
groß auf einmal 2%
sein können! Ausgeblendet wird auch, dass wir
als führende
Exportnation
die höchste
Energieeffizienz in der Warenproduktion
haben.
Jeder
Mensch hat die Chance, mindestens einen Teil
der Welt zu verbessern,
nämlich sich selbst. Paul Anton de Lagarde
Wer eine
unmittelbare CO2-Minderung
herbeiführen möchte, kann sofort anfangen:
Weniger
Konsum Weniger Nahrungsmittel mit langen
Transportwegen
Weniger
Autofahren Weniger Flugreisen
Weniger
Stromverbrauch Weniger Fleischkonsum
Weniger
Kleidung aus weltweiter Herstellung Weniger
Internetbestellungen usw.
Am 20.
September 2019 hat die Bundesregierung das Klimaschutzpaket
auf den
Weg gebracht. Und was
ich persönlich sehr gut finde: Die
Bundesregierung hat mit dem
Klimaschutzgesetz alle Ministerien (Energie,
Verkehr, Landwirtschaft,
Bauwirtschaft) in die Pflicht genommen. Die
Ziele der CO2-Einsparung
werden eben nicht wie bisher an das
Umweltministerium delegiert und
jedes andere Ministerium lebt so weiter wie
bisher. Klimaschutz ist
eine ganzheitliche Aufgabe, die alle Bereiche
unseres Lebens und
Wirtschaftens zum Nachdenken und Nachrechnen
animieren soll.
Klimaschutz
ist eine Querschnittsaufgabe,
die wir in Teningen nicht einfach an die
Nahwärme Teningen GmbH oder
an die BEG Teningen abschieben können. Ein
Beispiel: Vielleicht
erinnern Sie sich an meine Rückfrage zur
Vergabe der
Schulverpflegung. Cook and Chill mag zwar
hygienisch einwandfreies,
gutes und günstiges Essen für unsere Schüler
sein, bei der
Zubereitung und Kühllagerung (heiß-kalt-heiß)
werden enorme Mengen
Strom benötigt. Beruflich musste ich an einem
Schulzentrum wegen der
Cook and Chill-Verpflegung eine größere
Trafo-Station errichten.
Die Küche verbraucht alleinig über 40% der
Anschlussleistung des
gesamten Schulzentrums zzgl.
Spitzenstromverbrauch zur Mittagszeit
innerhalb von 1,5 Stunden. Die Kosten des
Essens werden wohl mehr vom
Strompreis bestimmt als von der Grundware
Lebensmittel. Einige
unserer Entscheidungen im Gemeinderat müssen
wir nach meiner
Auffassung auf Klimarelevanz überprüfen und
ich meine wir können
dies fachlich auch durch unseren
Umweltbeauftragten Holger Weis.
Zum Haushalt
der Gemeinde Teningen:
Im Haushalt
2020
wurde in den Vorberatungen
des Verwaltungs-Ausschusses zu folgenden Anträgen
der CDU-Fraktion mehrheitlich
zugestimmt:
-
Analyse des
Ergebnishaushaltes zur Optimierung und
Steuerung der Erträge und Aufwendungen mit
Diskussion der Investitionsprojekte vor
dem Hintergrund der Finanzplanung.
-
Reduzierung des
Kostensatzes der Vorplanung Schulturnhalle
Köndringen von 650.000 EUR auf 450.000
EUR: Mehr Geld kann innerhalb eines Jahres
überhaupt nicht verplant werden.
-
Zügige Entwicklung der
Baugebiete „Sattler-Breite III, Gereut und
Breitigen“, um weiterhin Grundstücke für
Gewerbe und Wohnen zur Verfügung zu haben.
-
Erhöhung des
Zuschusses der Gemeinde Teningen an die
Kameradschaftskasse der Feuerwehr. Der
aktuelle Zuschuss basiert auf einer
Entscheidung des Gemeinderates vom
15.07.1980 und beträgt 7,60 EUR/aktivem
Feuerwehrmitglied. Dieser Zuschuss soll
nun nach 40 Jahren auf 25 EUR erhöht
werden.
-
Der Ortschaftsrat
Heimbach wird ein Konzept zur zukünftigen
Nutzung des Anton-Scherer-Hauses
erstellen.
-
Erste Schritte zur
Einführung von Tablets/Notebooks für die
Gemeinderat anstelle der
Sitzungsunterlagen in Papierform.
Bereits an
dieser Stelle spreche ich im Namen der
CDU-Fraktion einen herzlichen
Dank an
die gesamte Gemeindeverwaltung
aus, für die geleistete Arbeit vor den
Hintergrund der zunehmenden
Aufgaben, der wir uns stellen müssen. Das
vorgeschlagene
Personalbemessungskonzept
halten
wir für richtig und notwendig. Es liefert die
Grundlage nicht immer
nur situativ reagieren zu können, sondern
anhand festgestellter
Bedarfe zu prüfen und zu beurteilen, was die
Gemeinde für die
Bürgerinnen und Bürger leisten soll, welche
personelle Ausstattung
sie dafür benötigt und ob sie das alles auf
Dauer leisten kann.
„Die Welt
verbessert sich durch Begeisterung oder
Schmerzen“. Dies gilt auch
in Teningen. Unser Bürgermeister sprüht
oftmals vor Begeisterung
für
Großprojekte– und das
ist zunächst auch gut so, um Ideen
aufzugleisen. Befeuert wurde
seine Begeisterung durch die Tatsache, dass
wir seit 8 Jahren stetig
steigende Einnahmen aus Gewerbesteuer und
Einkommenssteuerumlage
erhalten. Auch wurde unter Bürgermeister
Hagenacker reagiert auf den
Investitionsstau in der Sanierung von Schulen
und der Ausbau der
Kinderbetreuung offensiv vorangetrieben.
Ja, aber
Schmerzen gilt es in Teningen auch. Ich blicke
in unsere Verwaltung-
wer soll die anstehenden Großprojekte (baulich
wie finanziell)
stemmen, wo wir doch mit Schul- und
Rathaussanierung, KiGa-Neubauten
sowie Bebauungsgebieten voll ausgelastet sind.
Es zeigt sich, dass
unser Bürgermeister zu viele, anspruchsvolle
und große Projekte in
zu kurzer Zeit umsetzen will, was auch
angesichts der Baukonjunktur
so gar nicht leistbar ist. Auch im Gemeinderat
macht es dem einen
oder anderen Mitglied Kopf-Schmerzen, wenn
über die
Projektvorschläge diskutiert wird. Kollege
Ralf Schmidt hat schon
oft ermahnt, dass wir bei den Bauvorhaben
„eins nach dem anderen
machen und nicht gleichzeitig“.
Die
Kinderbetreuung
in KiGa und Bildung in unseren Schulen waren
und bleiben mit Abstand
die größten Investitionen in unserer Gemeinde.
Der KiGa-Ausbau wird
in 2020 und teilweise 2021 8,43 Mio EUR
beanspruchen. Dem gesetzlich
festgelegten Betreuungsanspruch müssen vom
Bund und Land
entsprechende Mittel beigesteuert werden, da
die Kommunen diese
enorme Kostensteigerung nicht mehr bewältigen
können. Wenn die
Kommune anstelle der Eltern die
Kinderbetreuung managen soll, dann
braucht sie auch das Geld dazu u. a. auch von
den berufstätigen
Eltern.
Unsere
Kämmerin, Frau Glöckler, hat zu Recht auf die
notwendige
Entwicklung von neuen Baugebieten
hingewiesen, da die Grundstücksverkäufe eine
wichtige
Einnahmequelle für Kommunen sind. Im Gegensatz
zu früher sehen wir
unsere Erlöse aus den Grundstücksverkäufen
zunehmend abschmelzen:
Die Erschließungskosten nehmen erheblich zu
(Preise im Tiefbau,
natur- und artenschutzrechtliche Prüfungen und
Ausgleichsflächen).
Darüber hinaus verursachen die derzeitigen
Flächen (Sattler-Breite
III, Werk A) zusätzlich Kosten durch technisch
aufwendige Lösungen
zur Entwässerung.
In Gegensatz
zur Kameralistik müssen wir die mittelfristige
Finanzplanung mindestens
jährlich überprüfen und anpassen. Hohe
Investitionen vergrößern
den Abschreibungsaufwand, der ja nach dem
neuen kommunalen
Haushaltsrecht (DOPPIK) erwirtschaftet werden
muss.
Was nützt
uns günstiges Geld für Investitionen, wenn wir
für die
Abschreibung Kredite aufnehmen müssten? Im
Ergebnis können wir uns
Investitionen nur leisten,
-
(1) wenn die Tilgung bei mindestens 4%
liegt: Bei 2% Tilgung haben wir Laufzeiten
von 50 Jahren, was bei öffentlichen Bauten
völlig unrealistisch in der Nutzung bzw.
Abnutzung ist.
-
(2) wenn wir die Abschreibung ohne Kredite
erwirtschaften können.
Der genannte
Geldsegen wie auch die jahrelangen
Niedrig-/Nullzinsen verleiten zu
einer Investitionsbegeisterung,
die offensichtlich keine Grenzen kennt.
Schmerzlich ist, dass Kredite
zurückzuzahlen sind und dabei auch noch
Abschreibungen aufzubringen
sind. Tilgungsraten von 2% gehören meines
Erachtens untersagt. Weder
Unternehmer noch Privatleute erhalten von den
Banken Kredite mit
Tilgungsraten von 2 %. Bei Tilgungszeiträumen
von 50 Jahren
verstoßen wir auch gegen den Grundsatz
der Generationengerechtigkeit
gegenüber unseren Kindern und Enkelkindern.
Darüber hinaus dürfen
Investitionen, für die wir es nicht mehr
schaffen, die Abschreibung
zu erwirtschaften, eigentlich nicht getätigt
werden.
In den
Haushaltsberatungen des
Verwaltungs-Ausschusses haben wir die Anträge
der Fraktionen und Gruppierungen diskutiert
und das Ergebnis mit
großer Mehrheit verabschiedet. ABER, eine
Diskussion der
Haushaltslage
und insbesondere
der Finanzplanung hat nicht
stattgefunden und stand auch nicht zur
Abstimmung. Kein anderer als
die Gemeindeverwaltung und der Gemeinderat
haben die finanzielle
Haushaltslage über die Investitionen in der
Hand und in der
Verantwortung.
Die
Darstellung der Haushaltslage und
insbesondere der Finanzplanung
ab dem Jahr 2021 ist sehr besorgniserregend.
Nach heutigem Stand kann
die Gemeinde Teningen bereits 2021 den
Ergebnishaushalt nicht mehr
ausgleichen und hat somit keinen
genehmigungsfähigen Haushalt mehr.
Deshalb müssen wir schon im Haushalt 2020
kurzfristig auf die
Konsolidierung
des
Ergebnishaushaltes einwirken.
Dazu gehört auch die Prüfung der anstehenden
Investitionen in ihrer
Höhe und dem Realisierungszeitraum, da sie ja
über die
Abschreibungen jahrzehntelang in den Haushalt
eingreifen. Auch wenn
Kredite derzeit erfreulich niedrigst zu haben
sind, so darf die
Leistungs- und Handlungsfähigkeit der Gemeinde
für die Zukunft
nicht durch eine hohe Verschuldung
eingeschnürt werden. Eine Klärung
dieser Situation ist in die anstehende
Klausurtagung verschoben
worden. Wir sind gespannt auf die Vorschläge
der Verwaltung und die
Diskussionen.
Erlauben Sie
mir zum Abschluss noch eine persönliche
Bemerkung zur
Haushaltsberatung 2020: Erstmals – nach 10
Jahren Gemeinderat-
spürte ich einen Spirit im Gremium, das einzig
getragen wird von
sachlich orientierter Entscheidungsfindung.
Profilierung, Macht und
Emotionen spielten keine Rolle. Für dieses
erfahrene
Selbstverständnis bin ich Ihnen sehr dankbar.
Die
CDU-Fraktion stimmt der vorgelegten
Haushaltssatzung mit
Haushaltsplan und Finanzplanung für das Jahr
2020 zu.
Dr. Peter
Schalk, Sprecher der CDU-Fraktion im
Gemeinderat Teningen